Mittwoch, 10. November 2010

Titicaca: Ein Wochenende auf 3800 Metern



Nachdem ich Arequipa und Umgebung jetzt ja schon ganz gut kennen gelernt habe, stand am Wochenende endlich mein erster größerer Ausflug an. Es sollte zum Titicacasee gehen, erst auf die peruanische und dann auf die bolivianische Seite! Um Enttäuschungen in der Leserschaft zu vermeiden, sollte ich vielleicht gleich vorwegnehmen, dass der zweite Teil der Reise, also der Abstecher nach Copacabana und auf die Isla del Sol in Bolivien, nicht geklappt hat. Die Reiseagentur hatte übersehen, dass die von mir benötigten Boote am Sonntag nicht fahren. Nun dann eben nicht….otra vez, no te preoccupes, todo bien, alles klar…Ich hatte trotzdem ein tolles und beeindruckendes Wochenende am Titicacasee – aber von vorne:

Am Freitag habe ich mich das erste Mal in das Abenteuer „Nachtbus in Peru“ gestürzt. Das allseits empfohlene primer piso – also die erste Etage des Busses, die mit richtigen Betten ausgestattet ist – war schon ausgebucht…also gut, dann eben in den sauren Apfel gebissen und ab ins segundo piso. Die Fahrt war gar nicht so schlimm, nur ein bisschen schlimm – denn es ist schon ein wenig nervenzerfetzend wenn so ein Riesenbus fünf Stunden lang die Serpentinen zwischen 2400 und 3800 Metern in tiefschwarzer Nacht und im Affentempo hochrast… nun angekommen bin ich aber.

Und zwar am Samstag, um 4 Uhr morgens in Puno. Puno ist der wichtigste Hafen am Titicacasee und von hier starten die Touren zu den Inseln im „höchsten schiffbaren See der Welt und dem größten See Südamerikas“. Es ist wirklich komisch, da fährt man stundlang durch die lebensfeindliche und trockene Steinwüste der Anden und auf einmal hat man diesen riesigen, glitzernden, unglaublich blauen See vor sich.



Der Blick auf den in der Sonne verheißungsvoll glitzernden Tititcacasee täuscht übrigens, mehr als 8 Grad waren das ganze Wochenende nicht drin, schließlich war ich ja auf der Hoehe der Zugspitze plus 800 Meter...







Der Titicacasee ist 8500 km² groß und beherrscht das so genannte „Altiplano“, die riesige Hochebene auf fast 4000m, die sich von Südperu bis weit nach Bolivien hinein zieht. Der See wird von den Riesen der Anden beherrscht, vor allem in Richtung Bolivien erheben sich am Horizont die schneebedeckten Gipfel der 6000er der Cordillera Real Atemberaubend!
Der See spielte ausserdem eine wichtige Rolle für die Inkas: hier liegt der mystische Ursprungsort der Inka-Dynastie; der Sage nach gebar der See nicht nur die Sonne, sondern auch die göttliche Kinder der Inkas brachen von der Isla del Sol auf, um in Cusco ihr Weltreich zu begründen.


 
Nach ein paar Stündchen Schlaf in einem Hostel ging’s dann also auf meine Inseltour - mit mir ein paar lustige Hollis, die durch Peru und Bolivien mit dem Fahrrad fuhren (womit auch sonst, bietet sich ja an bei dem Gelände…), einige durchgeknallte Franzosen, die meinten sie müssten in Peru mit bunten Tüchern, Hüten und Gewändern einheimischer als, nun ja, die Einheimischen wirken sowie die üblichen Rucksackreisenden aus aller Welt mit Wanderschuhen, Jack-Wolfskin-Hosen und Wolfgang-Petry-Bändchen an Armen und in den Haaren. 

Erstmal einen Mate di Coca zur Hoehenanpassung 

Fruehstueck im Hostel 
















Zunächst machte sich unser Boot auf den Weg zu den Islas Flotantes der Uros. Diese Inseln bestehen vollständig aus Schilf, welches im Uferbereich des Sees en masse wächst, und schwimmen auf dem See (ja wirklich!). Eigentlich besteht bei den Uros alles aus Schilf, ihre Inseln, ihre Häuser, ihre Boote und essen tun sie das Zeug auch noch. Trotzdem: Die Uro-Inseln sind nicht jedermanns Sache und meine war es ganz bestimmt nicht. Das Ganze ist eigentlich nur noch ein Freilichtmuseum oder Freizeitpark mit indigenem Touch für die Touristenmassen. Jede Aktivität kostet Geld: Fotografieren, ein Blick in die Hütten, ein Aufstieg auf den Aussichtsturm, eine Fahrt mit dem Schilfboot und natürlich die unvermeidliche Panflöten-Fiepserei die man ungefragt vorgespielt bekommt. Die negativen Seiten des Tourismus also – sehr schade, denn eigentlich ist die Geschichte des Uro-Volkes auf ihren schwimmenden Inseln im kalten Titicacasee ja einmalig.







 

 

 Weiter ging es dann in nördlicher Richtung zur Insel Amantani.
Die Insel liegt eine vierstündige Bootsfahrt von Puno entfernt und so finden sehr viel weniger Touristen hierher. Alles wirkt viel authentischer, ziemlich einsam, ziemlich friedlich.







  

Die Leute auf Amantani leben von der Landwirtschaft und dem Fischfang und sind quasi-sozialistisch in Genossenschaften organisiert – es scheint zu funktionieren. Wir haben dort bei Gastfamilien übernachtet, deren Essen gegessen (vollkommen vegetarisch: Kartoffeln, Reis, Bohnen und vor allem Quinoa) und natürlich auch ihre Gewänder anprobiert.
Der Enkel des Hauses


















 


Am Nachmittag und Abend haben wir dann noch den Berg PachaMama („Mutter Erde“) bestiegen. Die Insel ist wirklich wunderschön, ziemlich schroff und bietet beeindruckende Blicken auf den See und die umliegenden Anden.
PachaMama




Kalt wars!


 

Am Sonntag (und nachdem ich gewahr wurde, dass sonntagsbedingt meine Bolivienreise ins Wasser fallen würde) steuerten wir dann die benachbarte Insel Taquile an. Im Gegensatz zu Amanati wo die Menschen die alte Inkasprache Quecha sprechen, wird auf der Nachbarinsel Aymara gesprochen. Charakteristisch für diese Insel sind die strickenden Männer, die lange, bunte Zipfelmützen stricken und die relativ grüne Landschaft.

 





Nach einer weiteren Wanderung und leckerem Forellen-Essen ging es schließlich zurück nach Puno, wo ich mich müde und voller Eindrücke auf den Heimweg nach Arequipa machte.

Und Bolivien? Läuft mir nicht weg – da geht es in drei Wochen dann nochmal hin!

Un abrazo graaaande ins ferne Deutschland !!!


1 Kommentar:

  1. Oh, das hört sich super an!
    Freu mich besonders über deine guten Erfahrungen mit Quinoa und Mate;)
    Beso!
    Judith

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