Freitag, 26. November 2010

El Condor pasa….

Das letzte Wochenende habe ich im tiefsten Canyon der Welt verbracht – dem Colca Canyon. Ich zitiere mal kurz meinen Reiseführer:
 „Der Río Colca hat in Jahrmillionen eine tiefe Schlucht gegraben, die bis zu 34000 m tief ist und damit den Grand Canyon in den Schatten stellt. […] Doch der Canyon ist längst nicht alles, was das Gebiet zu bieten hat. Das Colca-Tal gehört zu einem der wichtigsten landwirtschaftlichen Produktionsstätten ganz Perus. Wie seit Jahrhunderten werden an den terrassenartigen Bergabhängen Mais, Bohnen, Kartoffeln sowie zahlreiche Obst- und Gemüsesorten angebaut. Die Terrassenhänge und ihre künstlichen Bewässerungskanäle gehören zu den spektakulärsten ihrer Art in Peru […] Kleine sympathische Andendörfer, hübsche Kolonialkirchen, Thermalquellen, Trachten und Traditionen erwarten den Besucher. Hinzu kommt eine vielfältige Flora und Fauna mit über 20 Kakteensorten und mehr als 170 Vogelarten, darunter die größten Kolibris der Erde.“
Und da hat mein famoser Reisebegleiter die Hauptattraktion des Canyons noch gar nicht erwähnt: Am Aussichtspunkt Cruz del Condor kann man (mit viel Glück) Kondore fliegen sehen, die dort die Thermik nutzen, um über den Canyon zu gleiten. Der Kondor, eine von Aussterben bedrohte Geierart, ist der größte Raubvogel der Erde und hat eine Flügelspannweite von 3 (!!) Metern. Und obwohl es den meisten Besuchern vorenthalten bleibt den Kondor zu sehen, haben wir tatsächlich gleich drei von den riesigen Vögeln gesehen. Ein wirklich beeindruckender und majestätischer Anblick, wie sie elegant über dem tiefen Canyon daher schweben! Da summt man doch gleich Simon & Garfunkel und ich erinnere mich daran, wie ich früher äußerst ausdauernd zu diesem Lied in Mamas Poncho gehüllt durchs Wohnzimmer „geschwebt“ bin…Away, I'd rather sail away (tütütüüü) Like a swan that's here and gone…(tütütüüühüüü)…Yes I would …if I could…

Cruz del Condor

 
Die haben wir nicht gebraucht :-)


Mit meinen Mitbewohnern Ivo aus der Schweiz und Paola aus Lima habe ich, ambitioniert wie wir nun mal sind, eine dreitaegige Trekking Tour durch den Canyon in Angriff genommen. Nach der erfolgreichen Kondor-Sichtung am Samstagmorgen sind wir folglich bis Montag im Canyon verschwunden und schließlich ohne technische oder tierische Hilfsmittel auch erfolgreich wieder daraus aufgetaucht!









Die Tour beginnt auf 3500 m am Rande des Canyons mit einem langen, steilen und auch zeitweise anstrengenden  Abstieg. Man läuft auch nicht auf den gewohnt ordentlichen Wegen hiesiger „Alpenvereine“ (Andenvereine?), sondern bahnt sich seinen Weg, oftmals am Rande von ziemlich steilen Abhängen und durch Schutt und Geröll bis ins Flusstal des Río Colca. Die Landschaft ist sehr karg; außer Staub, Sand, heißer Luft und viele halbvertrockneter Kakteen und Algaven ist zunächst nicht viel zu entdecken. Trotzdem sind die sich immer wieder bietenden Ausblicke auf den Canyon und die ihn umschließenden Berge und Felswände ziemlich beeindruckend und von eigener Schönheit.


 
Das Beste ist aber wenn man nach Stunden Laufen durch Staub und Sand endlich im Tal ankommt. Hier ist es nämlich total fruchtbar und grün, durch die geschützte Lage am Boden des Canyons herrscht ein fast tropisches Klima und auf einmal läuft man durch Wälder von Feigen-, Mango-, Avokadobäumen; es gibt bunte Blumen, Kolibris flattern und alles riecht so gut! In einer kleinen schönen Lodge sind wir dann auch über Nacht geblieben.
Da ging es herunter...

Paola und Ivo

Unsere Lodge

Am nächsten Tag ging es weiter den Canyon entlang, hoch und runter, durch kleine einsame Dörfer und über wackelige Hängebrücken bis zur so genannten Oase.



 Dieser Name ist tatsächlich keine Übertreibung, inmitten der Wüste und Berge eröffnet sich auf einmal ein grüner Platz mit noch mehr Blumen, noch mehr tropischen Bäumen (z.B. Bananensträucher und Palmen) und natürlichen Swimming-Pools.
 

 
In der Oase haben wir einen halben Tag ausgespannt und Kraft gesammelt für den finalen Aufstieg….am Montagmorgen um 4h ging es dann von 2300m auf 3500m hoch. Uff, das war schon eine Herausforderung, die Luft ist da ja doch dünner als in den Alpen…aber scheinbar habe ich schon eine ordentliche Höhenanpassung erreicht. In jedem Fall habe ich die 1200 Höhenmeter geschafft – langsam, Schritt für Schritt - musste kein Muli mieten und war dann oben richtig stolz auf mich!
Los gings im Morgengrauen


Geschafft!
 
Zur Belohnung haben wir tapferen Wanderer dann  die heißen Thermalquellen von Chivay besucht  und haben uns ein typisches peruanisches Buffet gegönnt: Hab zum ersten Mal Alpaca- und Lamafleisch gegessen – ricissimo!!
Auf dem Rückweg ging es dann noch über den Pass – mit 4800 Metern war das die höchste Stelle auf der ich jemals war!! – und durch das Nationalreservat Salinas Blancas wo man Lamas, Alpacas, Vincunas und Flamingos bestaunen kann.


Ganz schoen hoch....

Ja und dann war die Reise auch schon wieder vorbei – aber morgen geht’s weiter, dann versuche ich ein zweites Mal nach Bolivien zu kommen!

Mittwoch, 17. November 2010

Colegio San Juan de Apostól

Damit Ihr auch nicht denkt ich würde es mir hier nur gut gehen lassen und in der Gegend herumreisen, sollte ich endlich ein wenig von meiner Arbeit und meinem Alltag hier in Arequipa berichten.

Ich arbeite hier in der Schule San Juan de Apostol. Das ist eine Schule in dem sehr armen Viertel Villa Cerillos. Villa Cerillos liegt sehr weit außerhalb von Arequipa. Es ist ein Viertel, das sich immer weiter ausbreitet, die Besiedlung klettert quasi stetig die Berge im Norden Arequipas hinauf. Die Menschen, die dort leben kommen meist aus den Dörfern der Sierra und wollen ihr Glück in der Stadt versuchen. Es gibt selten Strom und Wasser, ein Abwassersystem gibt es nicht, ebenso wenig Trinkwasser und Straßen; von Bäumen oder Sträuchern ganz zu schweigen. Dafür gibt es eine unglaubliche Menge Staub, Sonne und Wind und sehr sehr viele streunende Hunde. In jedem Fall ist Villa Cerillos ein ziemlich trostloser Ort zum Aufwachsen. Die Schule empfinde ich als kleinen Hoffnungsschimmer oder als „Insel der Perspektive“ in diesem staubigen Dasein.














 
























Die Schule wird von der christlichen NGOs Movimiento de Vida Christiana getragen, die es den Schülern dort ermöglicht, überhaupt in die Schule zu gehen. Die meisten Schulen in Peru kosten nämlich sehr viel Schulgeld und in San Juan de Apostól können die Kinder (4 – 17 Jahre) gegen einen sehr geringen Betrag die Schule besuchen und dort auch essen. Dafür müssen die Eltern sich dann aber in der Schule einbringen, so kochen die Mütter abwechselnd das Schulessen und die Väter reinigen die Klassenräume.



 
Ein Schultag fängt für mich mit frühem Aufstehen um 6 Uhr an, denn ich muss um 8 Uhr an der Schule sein und vorher eine knappe Stunde dorthin fahren. Das erste Abenteuer meines Tages besteht daher in meiner Fahrt nach Villa Cerillos mit dem „Mikro“. Die Mikros sind hier, neben den kleinen gelben Taxis, die typischen Verkehrsmittel. Es gibt keine großen Busse, sondern unglaublich viele dieser kleinen Vans. Alle sind wahnsinnig vollgestopft mit Menschen, Waren und manchmal auch kleinen Tieren und aus der Tür hängt ein Typ, der die Destinationen des Busses herausschreit. Dabei versucht er Straßenlärm und die anderen Busschreier zu übertönen. Außerdem gibt es einen Fahrer, der natürlich versucht das Beste aus seinem Bus rauszuholen und die anderen Fahrer zu überholen. Die Mikros sind von innen mit unzähligen Heiligenbildern geschmückt und die Fenster zieren „Dios Siempre“ – Sprüche. Es ist jedenfalls jedes Mal ein Glücksspiel den richtigen Mikro zu erwischen und dann ein großer Spaß mit dem Ding durch die Straßen zu heizen. Besonders wenn dann in Villa Cerillos die Straße aufhört und der Bus sich eigentlich nur noch von Schlagloch zu Schlagloch hüpfend fortbewegt. Dabei wird meistens ohrenbetäubend Musik gehört, am besten war meine einstündige Fahrt mit DJ-Bobo-Liedern in Wahnsinns-Lautstärke (ohne Pause!!).
Mikro in Villa Cerillos



In der Schule arbeite ich mit den ganz kleinen, 
4jährigen Kindern („los chicititos“) zusammen.
Meine Kids
Diese trudeln bis 8:30 Uhr so langsam ein und meistens brauchen die Lehrerin Carmen und ich erstmal eine weitere halbe Stunde, um einige Kinder ein bisschen zu pflegen und herzurichten. Einige kommen sehr ordentlich und schick gemacht zur Schule, andere hingegen sind schon ziemlich verwahrlost. Viele haben zum Beispiel durch die starke Sonne sehr kaputte Haut und bekommen dann von mir erstmal Penatencreme verpasst. Klar, dass viele Eltern kein Geld für Sonnencreme haben.



Im Unterricht machen die Kinder vor allem eine Art spielerischen Sachunterricht. In der ersten Woche haben wir alles über Pflanzen gelernt; zurzeit nehmen wir Tiere durch: Was ist ein Haustier, was ein wildes Tier? Welches Tier ist ein Säugetier? Was machen diese Tiere für den Menschen? So kam es dann letzen Freitag auch zu unserem großartigen Haustiertag an dem jedes Kind sein „Mascotta“ mitbringen durfte. Im Klassenraum fanden sich dann schließlich ein Lamm, ein Ferkel (das sehr laut quickte, die Beförderung in der Plastiktüte sagte ihm scheinbar nicht so zu), 2 Hühner, ein Hahn, eine Ente sowie diverse Hunde, Katzen, Meerschweinchen und Küken wieder.

Schaf und Kind habe ich dann noch heimgebracht...


































Zusätzlich lernen die Kinder sehr viel über Krankheiten und Hygiene, was dort auch wirklich nötig ist. Wir machen zum Beispiel jeden Tag eine halbe Stunde Händewasch-Training (90% der Kinder haben Würmer!). Zudem fangen sie auch schon an Zahlen und Buchstaben zu schreiben und ein bisschen Englisch zu lernen (das ist dann mein „Kurs“).




Neben dem Englischunterricht unterstütze ich die Lehrerin eher allgemein in allen anfallenden Aufgaben: In der Klasse sind 35 Kinder, das ist einfach viel zu viel für eine Lehrerin und auch viel zu viel zum vernünftigen Lernen. Die Kinder schaukeln sich einfach immer wieder gegenseitig hoch, wenn die einen grade mal ruhig sind, fangen die andren an. Carmen macht das zwar total gut und hat die Kinder toll im Griff, trotzdem braucht sie Unterstützung. Ich schaue Hausaufgaben nach, arbeite mit einzelnen Kindern, die langsamer sind oder etwas nicht verstanden haben, setze mich an die Tische und rechne mit ihnen, bastle oder singe mit ihnen. Wenn die Kinder ganz unruhig sind, teilen wir die Klasse auf und ich spiele mit einem Teil im Hof, während Carmen mit den Anderen in Ruhe arbeiten kann. Außerdem kümmere ich mich noch jeden Tag um die Hausaufgaben; d.h. ich schreibe die Aufgaben in jedes der 35 Hefte – schließlich gibt es da ja keinen Kopierer…

Um 12 Uhr, nach einer Spielpause, gibt es dann Mittagessen, das ausgeteilt und den Kindern zum Teil auch ein bisschen reingezwungen werden muss – für manche ist es schließlich die einzige vernünftige Mahlzeit am Tag. Gegen 13.30 Uhr sind wir dann fertig und ich helfe noch ein bisschen den Klassenraum aufzuräumen, bevor ich mich dann vollkommen platt wieder in meinen Mikro und somit auf den Heimweg nach Cayma begebe. 




Alles in allem ist die Arbeit wirklich toll. Klar ist es total anstrengend mit den Kleinen, manche sind echte Rotzblagen die überhaupt nicht hören, es wird den ganzen Tag geschrieen, gehauen und gezerrt. Trotzdem:  Ich habe in jedem Fall das Gefühl dort gebraucht zu werden und diesen Kindern ein kleines bisschen was geben zu können. Die Meisten sind auch wirklich sehr süß und putzig. Man merkt schon, dass viele sich total freuen dort in die Schule zu kommen und lernen zu können und sie sind auch mir gegenüber wirklich dankbar und glücklich, dass „Senorita Magdalena“ da ist. Ich muss jeden Tag unzählige Küsse verteilen (und empfangen), die Kinder hängen an sämtlichen Armen und Beinen und knutschen mich ab (einige haben scheinbar einen ziemlichen Nachholbedarf an Zärtlichkeiten) und ich muss immer versprechen auch wirklich morgen wieder zu kommen. Es bricht mir schon ein wenig das Herz, wenn ich dies in ein paar Wochen nicht mehr versprechen kann…
















Wenn ihr sonst nach meinem Alltag fragt, so gehe ich brav zweimal die Woche in die Sprachschule und mache meine Hausaufgaben. Die transatlantische Kommunikation nimmt ziemlich viel Zeit in Anspruch und sonst gehe ich viel mit meinen Mitbewohnern in die Stadt, ins Kino und in die viele schönen Restaurants und Bars von Arequipa.

Viel Zeit bleibt für diesen Alltag aber sowieso nicht – am Wochenende geht es schon wieder los: diesmal reisen wir in den Colca Canyon, der angeblich tiefste Canyon der Welt, um Kondore anzuschauen und drei Tage im Canyon herumzuwandern. Ich werde dann berichten! :-)

Mittwoch, 10. November 2010

Titicaca: Ein Wochenende auf 3800 Metern



Nachdem ich Arequipa und Umgebung jetzt ja schon ganz gut kennen gelernt habe, stand am Wochenende endlich mein erster größerer Ausflug an. Es sollte zum Titicacasee gehen, erst auf die peruanische und dann auf die bolivianische Seite! Um Enttäuschungen in der Leserschaft zu vermeiden, sollte ich vielleicht gleich vorwegnehmen, dass der zweite Teil der Reise, also der Abstecher nach Copacabana und auf die Isla del Sol in Bolivien, nicht geklappt hat. Die Reiseagentur hatte übersehen, dass die von mir benötigten Boote am Sonntag nicht fahren. Nun dann eben nicht….otra vez, no te preoccupes, todo bien, alles klar…Ich hatte trotzdem ein tolles und beeindruckendes Wochenende am Titicacasee – aber von vorne:

Am Freitag habe ich mich das erste Mal in das Abenteuer „Nachtbus in Peru“ gestürzt. Das allseits empfohlene primer piso – also die erste Etage des Busses, die mit richtigen Betten ausgestattet ist – war schon ausgebucht…also gut, dann eben in den sauren Apfel gebissen und ab ins segundo piso. Die Fahrt war gar nicht so schlimm, nur ein bisschen schlimm – denn es ist schon ein wenig nervenzerfetzend wenn so ein Riesenbus fünf Stunden lang die Serpentinen zwischen 2400 und 3800 Metern in tiefschwarzer Nacht und im Affentempo hochrast… nun angekommen bin ich aber.

Und zwar am Samstag, um 4 Uhr morgens in Puno. Puno ist der wichtigste Hafen am Titicacasee und von hier starten die Touren zu den Inseln im „höchsten schiffbaren See der Welt und dem größten See Südamerikas“. Es ist wirklich komisch, da fährt man stundlang durch die lebensfeindliche und trockene Steinwüste der Anden und auf einmal hat man diesen riesigen, glitzernden, unglaublich blauen See vor sich.



Der Blick auf den in der Sonne verheißungsvoll glitzernden Tititcacasee täuscht übrigens, mehr als 8 Grad waren das ganze Wochenende nicht drin, schließlich war ich ja auf der Hoehe der Zugspitze plus 800 Meter...







Der Titicacasee ist 8500 km² groß und beherrscht das so genannte „Altiplano“, die riesige Hochebene auf fast 4000m, die sich von Südperu bis weit nach Bolivien hinein zieht. Der See wird von den Riesen der Anden beherrscht, vor allem in Richtung Bolivien erheben sich am Horizont die schneebedeckten Gipfel der 6000er der Cordillera Real Atemberaubend!
Der See spielte ausserdem eine wichtige Rolle für die Inkas: hier liegt der mystische Ursprungsort der Inka-Dynastie; der Sage nach gebar der See nicht nur die Sonne, sondern auch die göttliche Kinder der Inkas brachen von der Isla del Sol auf, um in Cusco ihr Weltreich zu begründen.


 
Nach ein paar Stündchen Schlaf in einem Hostel ging’s dann also auf meine Inseltour - mit mir ein paar lustige Hollis, die durch Peru und Bolivien mit dem Fahrrad fuhren (womit auch sonst, bietet sich ja an bei dem Gelände…), einige durchgeknallte Franzosen, die meinten sie müssten in Peru mit bunten Tüchern, Hüten und Gewändern einheimischer als, nun ja, die Einheimischen wirken sowie die üblichen Rucksackreisenden aus aller Welt mit Wanderschuhen, Jack-Wolfskin-Hosen und Wolfgang-Petry-Bändchen an Armen und in den Haaren. 

Erstmal einen Mate di Coca zur Hoehenanpassung 

Fruehstueck im Hostel 
















Zunächst machte sich unser Boot auf den Weg zu den Islas Flotantes der Uros. Diese Inseln bestehen vollständig aus Schilf, welches im Uferbereich des Sees en masse wächst, und schwimmen auf dem See (ja wirklich!). Eigentlich besteht bei den Uros alles aus Schilf, ihre Inseln, ihre Häuser, ihre Boote und essen tun sie das Zeug auch noch. Trotzdem: Die Uro-Inseln sind nicht jedermanns Sache und meine war es ganz bestimmt nicht. Das Ganze ist eigentlich nur noch ein Freilichtmuseum oder Freizeitpark mit indigenem Touch für die Touristenmassen. Jede Aktivität kostet Geld: Fotografieren, ein Blick in die Hütten, ein Aufstieg auf den Aussichtsturm, eine Fahrt mit dem Schilfboot und natürlich die unvermeidliche Panflöten-Fiepserei die man ungefragt vorgespielt bekommt. Die negativen Seiten des Tourismus also – sehr schade, denn eigentlich ist die Geschichte des Uro-Volkes auf ihren schwimmenden Inseln im kalten Titicacasee ja einmalig.







 

 

 Weiter ging es dann in nördlicher Richtung zur Insel Amantani.
Die Insel liegt eine vierstündige Bootsfahrt von Puno entfernt und so finden sehr viel weniger Touristen hierher. Alles wirkt viel authentischer, ziemlich einsam, ziemlich friedlich.







  

Die Leute auf Amantani leben von der Landwirtschaft und dem Fischfang und sind quasi-sozialistisch in Genossenschaften organisiert – es scheint zu funktionieren. Wir haben dort bei Gastfamilien übernachtet, deren Essen gegessen (vollkommen vegetarisch: Kartoffeln, Reis, Bohnen und vor allem Quinoa) und natürlich auch ihre Gewänder anprobiert.
Der Enkel des Hauses


















 


Am Nachmittag und Abend haben wir dann noch den Berg PachaMama („Mutter Erde“) bestiegen. Die Insel ist wirklich wunderschön, ziemlich schroff und bietet beeindruckende Blicken auf den See und die umliegenden Anden.
PachaMama




Kalt wars!


 

Am Sonntag (und nachdem ich gewahr wurde, dass sonntagsbedingt meine Bolivienreise ins Wasser fallen würde) steuerten wir dann die benachbarte Insel Taquile an. Im Gegensatz zu Amanati wo die Menschen die alte Inkasprache Quecha sprechen, wird auf der Nachbarinsel Aymara gesprochen. Charakteristisch für diese Insel sind die strickenden Männer, die lange, bunte Zipfelmützen stricken und die relativ grüne Landschaft.

 





Nach einer weiteren Wanderung und leckerem Forellen-Essen ging es schließlich zurück nach Puno, wo ich mich müde und voller Eindrücke auf den Heimweg nach Arequipa machte.

Und Bolivien? Läuft mir nicht weg – da geht es in drei Wochen dann nochmal hin!

Un abrazo graaaande ins ferne Deutschland !!!