Donnerstag, 2. Dezember 2010

Bolivien – 2. Versuch

Nachdem der erste Versuch nach Bolivien zu kommen ja gescheitert war, habe ich es diesmal tatsächlich geschafft. 1 Tag Bolivien, 2 Tage Reisen – im Nachhinein betrachtet war es schon ein kleiner Höllentrip, aber nun kenne ich wenigstens die wunderschöne Isla del Sol auf der bolivianischen Seite des Titicaca-Sees und habe mal gesehen, wie es sich im Land des Evo Morales so lebt.

Kathedrale von Puno
Am Samstagmorgen ging es ganz früh nach Puno. Das letzte Mal war die Stadt am Titicaca-See ja nur ein kurzer Stopp auf dem Weg zu den Islas; diesmal habe ich mir Puno daher ein bisschen näher angeschaut. Die Stadt hat aber neben ein paar Kirchen und einem typisch peruanischen Markt  (und die sind immer toll) nicht soviel zu bieten.






























Weiter dann im Bus am schönen Titicacasee vorbei bis zur bolivianischen Grenze. Diese ist ziemlich unspektakulär (eine Eisenkette!) und entgegen den Ankündigungen meiner peruanischen Freunde haben mich auch keine bösen bolivianischen Grenzer in ein indigeno-sozialistisches Umerziehungslager gesteckt. Die Anwesenheit einer Deutschen wurde lediglich mit „Lukas Podolski – haha“ wohlwollend quittiert.

Peruanisch-Bolivianische Grenze



Prinzipiell muss man übrigens wissen, dass Peruaner dem Nachbarland sehr skeptisch gegenüberstehen, man weiß, schon Peru ist arm und unorganisiert, wie wird dann erst Bolivien sein?? So ziemlich jeder, dem ich meine Reisepläne mitteilte, hatte zig Ratschläge für mich – vor allem erschein es angebracht „dort“ bloß keinerlei Essen anzurühren (alles schleht!), mit niemandem zu sprechen (alle gemein!) und sich Essen selber mitzubringen (sicher gibt es nichts und wenn doch, siehe Punkt 1). Die Lebensmittelengpässe, die Revolution, Evo – man weiß ja nie, nunca se sabe….

Nur zur Beruhigung, mir ist es gut ergangen. Man muss allerdings zugeben, dass es tatsächlich ein ziemliches Gefälle zwischen Peru und Bolivien gibt, das sich sofort nach Überquerung der Grenze bemerkbar macht. Man merkt schon, dass die Leute in Bolivien noch mal ein bisschen ärmer sind, es fehlt an vielem, man sieht mehr Bettler, noch mehr streunende Hunde, noch mehr kaputte baufällige Häuser und mehr Menschen, die auf der Straße leben.
Außerdem ist die politische Situation augenscheinlich anders; gut auch die Peruaner haben nichts gegen ihre Flaggen und hängen gern mal ihren Präsidenten an die Wand, das ist in Bolivien aber viel extremer: Evo wohin man blickt! Außerdem haben die Bolivianer seit einiger Zeit zwei offizielle Staatsflaggen, zu der altbekannten kam eine neue hinzu, eine ganz bunte Flagge, die die ethnische Vielfalt Boliviens spiegeln soll. Es sind also überall zwei Flaggen gehisst. Allerdings ist diese Maßnahme unter Bolivianer sehr umstritten, wie mir zwei Deutsche erzählt haben, die in La Paz arbeiten. Sowieso sind die Leute mit Evo weniger zufrieden als man im Westen vielleicht glaubt – viele haben wohl Angst, dass er bald die Verfassung aushebeln wird und sich zum damit quasi zum ewigen Präsidenten machen will.
Sein Kumpel Hugo aus Venezuela lässt grüßen…

Zur Isla del Sol startet man vom kleinen Hafenstädtchen Copacobana aus, das gleichzeitig noch ein wichtiger Wallfahrtsort ist. Halb Südamerika pilgert zur Virgen de Copacobana, die in einer riesigen Kirche oberhalb des Ortes thront (fuer Fotos war es aber schon zu dunkel).

Bucht von Copacobana




Die Isla del Sol, die ich dann am nächsten Tag besucht habe, ist eine absolute Schönheit. Wie ich schon mal geschrieben habe, findet dort der Inkamythos seinen Ursprung, denn die Inkas glaubten, dass der Schöpfergott hier die Sonne erschuf. Daher war die Insel schon zu Inkazeiten eine bedeutende Pilgerstätte. Auf der Insel gibt es somit auch eine Menge faszinierende Inkaruinen zu sehen, z.B. der Tempel der Jungfrauen in dem der Sonne, Überraschung, Jungfrauen geopfert wurden, einen Inkapalast und die Überreste eines Sonnentempels.


Das Beste aber ist einfach die Landschaft, die man auf einer vierstündigen Wanderung von der Nord- zur Südspitze der Insel durchquert. Wunderschöne Blicke auf den unglaublich blauen See, die roten Felsen und gelben Strände. Ich glaube meine Fotos sprechen für sich:






Und wieder zurück in Arequipa bin ich auf einmal schon mittendrin in den letzten Tagen an der Schule…am Montag mache ich noch eine Nikolaus-Abscheidsfeier und dann geht es auch schon für 8 Tage nach Cusco. Von dort aus werde ich ab Donnerstag den Inka-Trail wandern, vier Tage bis nach Machu Pichu. Und wenn ich wiederkomme, habe ich auch nur noch zwei Tage hier in Arequipa bis wieder losgeht nach Hause, in den Schnee!

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