Donnerstag, 16. Dezember 2010

Auf dem "Camino de Inka" nach Machu Picchu

Nachdem ich meine Zeit in der Schule am Montag mit einer kleinen Nikolausabschiedsfeier, viel Schokokuchen und einigen Tränchen beendet hatte, blieb noch eine gute Woche zum Herumreisen. Also noch genug Zeit für Perus Touri-Highlight: die Inkastadt Machu Picchu.

Machu Picchu liegt in der Nähe der ehemaligen Hauptstadt des Inkareiches, Cusco. Mein Mitbewohner Ivo und ich haben daher erst zwei Tage im 3600m hoch liegenden Cusco verbracht, einerseits um die ehemalige Hauptstadt des Inkareiches zu besichtigen und andererseits zur „Anklimatisierung“ für den Inkatrail nach Machu Pichu. Wir haben uns nämlich vorgenommen auf dem noch von den Inkas angelegten und gut erhaltenen „Camino de Inka“ nach Machu Picchu zu wandern – 4 Tage durch den Amazonas-Urwald und über ziemlich hohe Pässe (der höchste war 4200m!).
Vamos! - Ivo & Ich

Cusco ist eine schöne Stadt die von den Spaniern in ihre Kolonialhauptstadt umgewandelt wurde. Obwohl die Spanier in Cusco selber alle Inkabauten in christliche Kirchen und Kolonialpaläste umgebaut haben, sieht man aber um die Stadt herum noch einige bedeutende Inkaruinen.
Blick auf Cuscos Plaza de Armas


Die Inkaruine Tambomachay
Am Donnerstag-Morgen ging es dann los auf den berühmten Inkatrail. Der Weg führt auf 45 km durch Nebelwald, Regenwald, durch Berglandschaften und an vielen Inkastätten vorbei. Machu Picchu selber wurde von den Spaniern nie entdeckt (und daher auch nicht zerstört, wie so viele andere Inkastätten) sondern erst im Jahr 1911 von einem amerikanischen Forscher gefunden; der Camino de Inka, der die Hauptstadt und MP verband, wurde sogar erst 1942 entdeckt! Den Weg, der zum UNESCO Welterbe gehört, darf man nur im Rahmen einer organisierten Tour mit Guides wandern. Es gibt keine Dörfer, Hotels oder andere Infrastruktur auf dem Weg, man zeltet daher drei Nächte lang und Verpflegung, Zelte, Kochutensilien etc. werden von den so genannten „portadores“ getragen.

Der Weg war ein tolles Erlebnis, bisweilen eine echte Herausforderung und manchmal habe ich ihn auch verflucht und mich gefragt, warum ich dafür eigentlich noch Geld bezahle….
Auf 4200m ... im strömenden Regen

Aber als wir dann an meinem Geburtstag ganz früh morgens auf einem Berg oberhalb Machu Picchus saßen und diese riesigen Ruinen langsam aus dem Nebel und der Morgendämmerung auftauchten, war man für Regen, Kälte und Atemnot schon wieder entschädigt.

Machu Picchu im Morgengrauen
 Unsere Gruppe war unheimlich nett, lustig und international (20 Leute aus 10 Nationen: Deutschland, Schweiz, Peru, Finnland, England, USA, Australien, Argentinien, Türkei, Südafrika!).

 Meine erste Camping-Erfahrung überhaupt war vor allem kalt, die zweite Nacht haben wir auf 3800 m geschlafen – ich weiß nicht genau, wie ich das überlebt habe und am nächsten Tag trotzdem noch über die Pässe gekraxelt bin…soviel also zum Camping: ich bin unsicher, ob das wirklich was für mich ist… camping 


Die Landschaft war umwerfend, man läuft durch den Regen und Nebelwald, sieht Orchideen und Kolibris, dann steigt man wieder auf die Pässe hoch und genießt Ausblicke auf schneebedeckte 6000er …(jedenfalls wenn es nicht grade aus Eimern gießt oder man einfach zu angestrengt zum genießen ist) Hier ein paar Impressionen:










Machu Picchu war natürlich Ziel und Höhepunkt der Wanderung – die Anlage liegt auf 2400 m Höhe und erstreckt sich über einen Bergrücken. Man weiß heute immer noch nicht genau, wozu die Anlage diente: Vielleicht war sie die Landresidenz der Inkaherrscher aus Cusco, vielleicht ein religiöses und astronomisches Zentrum, vielleicht die Stadt der Adligen oder auch eine Festung zum Schutz gegen feindliche Amazonasstämme. In jedem Fall findet man Häuser, gewaltige landwirtschaftliche Terrassen, eine Herrscherresidenz, Bäder und verschieden Tempel und Versammlungsstätten.




So und nun sitze ich auch schon wieder zwischen gepackten Koffern! Morgen geht mein Flug nach Deutschland - auf in Schnee und Kälte!
Hasta luego - Ich freue mich auf Euch!!!

Donnerstag, 2. Dezember 2010

Bolivien – 2. Versuch

Nachdem der erste Versuch nach Bolivien zu kommen ja gescheitert war, habe ich es diesmal tatsächlich geschafft. 1 Tag Bolivien, 2 Tage Reisen – im Nachhinein betrachtet war es schon ein kleiner Höllentrip, aber nun kenne ich wenigstens die wunderschöne Isla del Sol auf der bolivianischen Seite des Titicaca-Sees und habe mal gesehen, wie es sich im Land des Evo Morales so lebt.

Kathedrale von Puno
Am Samstagmorgen ging es ganz früh nach Puno. Das letzte Mal war die Stadt am Titicaca-See ja nur ein kurzer Stopp auf dem Weg zu den Islas; diesmal habe ich mir Puno daher ein bisschen näher angeschaut. Die Stadt hat aber neben ein paar Kirchen und einem typisch peruanischen Markt  (und die sind immer toll) nicht soviel zu bieten.






























Weiter dann im Bus am schönen Titicacasee vorbei bis zur bolivianischen Grenze. Diese ist ziemlich unspektakulär (eine Eisenkette!) und entgegen den Ankündigungen meiner peruanischen Freunde haben mich auch keine bösen bolivianischen Grenzer in ein indigeno-sozialistisches Umerziehungslager gesteckt. Die Anwesenheit einer Deutschen wurde lediglich mit „Lukas Podolski – haha“ wohlwollend quittiert.

Peruanisch-Bolivianische Grenze



Prinzipiell muss man übrigens wissen, dass Peruaner dem Nachbarland sehr skeptisch gegenüberstehen, man weiß, schon Peru ist arm und unorganisiert, wie wird dann erst Bolivien sein?? So ziemlich jeder, dem ich meine Reisepläne mitteilte, hatte zig Ratschläge für mich – vor allem erschein es angebracht „dort“ bloß keinerlei Essen anzurühren (alles schleht!), mit niemandem zu sprechen (alle gemein!) und sich Essen selber mitzubringen (sicher gibt es nichts und wenn doch, siehe Punkt 1). Die Lebensmittelengpässe, die Revolution, Evo – man weiß ja nie, nunca se sabe….

Nur zur Beruhigung, mir ist es gut ergangen. Man muss allerdings zugeben, dass es tatsächlich ein ziemliches Gefälle zwischen Peru und Bolivien gibt, das sich sofort nach Überquerung der Grenze bemerkbar macht. Man merkt schon, dass die Leute in Bolivien noch mal ein bisschen ärmer sind, es fehlt an vielem, man sieht mehr Bettler, noch mehr streunende Hunde, noch mehr kaputte baufällige Häuser und mehr Menschen, die auf der Straße leben.
Außerdem ist die politische Situation augenscheinlich anders; gut auch die Peruaner haben nichts gegen ihre Flaggen und hängen gern mal ihren Präsidenten an die Wand, das ist in Bolivien aber viel extremer: Evo wohin man blickt! Außerdem haben die Bolivianer seit einiger Zeit zwei offizielle Staatsflaggen, zu der altbekannten kam eine neue hinzu, eine ganz bunte Flagge, die die ethnische Vielfalt Boliviens spiegeln soll. Es sind also überall zwei Flaggen gehisst. Allerdings ist diese Maßnahme unter Bolivianer sehr umstritten, wie mir zwei Deutsche erzählt haben, die in La Paz arbeiten. Sowieso sind die Leute mit Evo weniger zufrieden als man im Westen vielleicht glaubt – viele haben wohl Angst, dass er bald die Verfassung aushebeln wird und sich zum damit quasi zum ewigen Präsidenten machen will.
Sein Kumpel Hugo aus Venezuela lässt grüßen…

Zur Isla del Sol startet man vom kleinen Hafenstädtchen Copacobana aus, das gleichzeitig noch ein wichtiger Wallfahrtsort ist. Halb Südamerika pilgert zur Virgen de Copacobana, die in einer riesigen Kirche oberhalb des Ortes thront (fuer Fotos war es aber schon zu dunkel).

Bucht von Copacobana




Die Isla del Sol, die ich dann am nächsten Tag besucht habe, ist eine absolute Schönheit. Wie ich schon mal geschrieben habe, findet dort der Inkamythos seinen Ursprung, denn die Inkas glaubten, dass der Schöpfergott hier die Sonne erschuf. Daher war die Insel schon zu Inkazeiten eine bedeutende Pilgerstätte. Auf der Insel gibt es somit auch eine Menge faszinierende Inkaruinen zu sehen, z.B. der Tempel der Jungfrauen in dem der Sonne, Überraschung, Jungfrauen geopfert wurden, einen Inkapalast und die Überreste eines Sonnentempels.


Das Beste aber ist einfach die Landschaft, die man auf einer vierstündigen Wanderung von der Nord- zur Südspitze der Insel durchquert. Wunderschöne Blicke auf den unglaublich blauen See, die roten Felsen und gelben Strände. Ich glaube meine Fotos sprechen für sich:






Und wieder zurück in Arequipa bin ich auf einmal schon mittendrin in den letzten Tagen an der Schule…am Montag mache ich noch eine Nikolaus-Abscheidsfeier und dann geht es auch schon für 8 Tage nach Cusco. Von dort aus werde ich ab Donnerstag den Inka-Trail wandern, vier Tage bis nach Machu Pichu. Und wenn ich wiederkomme, habe ich auch nur noch zwei Tage hier in Arequipa bis wieder losgeht nach Hause, in den Schnee!

Freitag, 26. November 2010

El Condor pasa….

Das letzte Wochenende habe ich im tiefsten Canyon der Welt verbracht – dem Colca Canyon. Ich zitiere mal kurz meinen Reiseführer:
 „Der Río Colca hat in Jahrmillionen eine tiefe Schlucht gegraben, die bis zu 34000 m tief ist und damit den Grand Canyon in den Schatten stellt. […] Doch der Canyon ist längst nicht alles, was das Gebiet zu bieten hat. Das Colca-Tal gehört zu einem der wichtigsten landwirtschaftlichen Produktionsstätten ganz Perus. Wie seit Jahrhunderten werden an den terrassenartigen Bergabhängen Mais, Bohnen, Kartoffeln sowie zahlreiche Obst- und Gemüsesorten angebaut. Die Terrassenhänge und ihre künstlichen Bewässerungskanäle gehören zu den spektakulärsten ihrer Art in Peru […] Kleine sympathische Andendörfer, hübsche Kolonialkirchen, Thermalquellen, Trachten und Traditionen erwarten den Besucher. Hinzu kommt eine vielfältige Flora und Fauna mit über 20 Kakteensorten und mehr als 170 Vogelarten, darunter die größten Kolibris der Erde.“
Und da hat mein famoser Reisebegleiter die Hauptattraktion des Canyons noch gar nicht erwähnt: Am Aussichtspunkt Cruz del Condor kann man (mit viel Glück) Kondore fliegen sehen, die dort die Thermik nutzen, um über den Canyon zu gleiten. Der Kondor, eine von Aussterben bedrohte Geierart, ist der größte Raubvogel der Erde und hat eine Flügelspannweite von 3 (!!) Metern. Und obwohl es den meisten Besuchern vorenthalten bleibt den Kondor zu sehen, haben wir tatsächlich gleich drei von den riesigen Vögeln gesehen. Ein wirklich beeindruckender und majestätischer Anblick, wie sie elegant über dem tiefen Canyon daher schweben! Da summt man doch gleich Simon & Garfunkel und ich erinnere mich daran, wie ich früher äußerst ausdauernd zu diesem Lied in Mamas Poncho gehüllt durchs Wohnzimmer „geschwebt“ bin…Away, I'd rather sail away (tütütüüü) Like a swan that's here and gone…(tütütüüühüüü)…Yes I would …if I could…

Cruz del Condor

 
Die haben wir nicht gebraucht :-)


Mit meinen Mitbewohnern Ivo aus der Schweiz und Paola aus Lima habe ich, ambitioniert wie wir nun mal sind, eine dreitaegige Trekking Tour durch den Canyon in Angriff genommen. Nach der erfolgreichen Kondor-Sichtung am Samstagmorgen sind wir folglich bis Montag im Canyon verschwunden und schließlich ohne technische oder tierische Hilfsmittel auch erfolgreich wieder daraus aufgetaucht!









Die Tour beginnt auf 3500 m am Rande des Canyons mit einem langen, steilen und auch zeitweise anstrengenden  Abstieg. Man läuft auch nicht auf den gewohnt ordentlichen Wegen hiesiger „Alpenvereine“ (Andenvereine?), sondern bahnt sich seinen Weg, oftmals am Rande von ziemlich steilen Abhängen und durch Schutt und Geröll bis ins Flusstal des Río Colca. Die Landschaft ist sehr karg; außer Staub, Sand, heißer Luft und viele halbvertrockneter Kakteen und Algaven ist zunächst nicht viel zu entdecken. Trotzdem sind die sich immer wieder bietenden Ausblicke auf den Canyon und die ihn umschließenden Berge und Felswände ziemlich beeindruckend und von eigener Schönheit.


 
Das Beste ist aber wenn man nach Stunden Laufen durch Staub und Sand endlich im Tal ankommt. Hier ist es nämlich total fruchtbar und grün, durch die geschützte Lage am Boden des Canyons herrscht ein fast tropisches Klima und auf einmal läuft man durch Wälder von Feigen-, Mango-, Avokadobäumen; es gibt bunte Blumen, Kolibris flattern und alles riecht so gut! In einer kleinen schönen Lodge sind wir dann auch über Nacht geblieben.
Da ging es herunter...

Paola und Ivo

Unsere Lodge

Am nächsten Tag ging es weiter den Canyon entlang, hoch und runter, durch kleine einsame Dörfer und über wackelige Hängebrücken bis zur so genannten Oase.



 Dieser Name ist tatsächlich keine Übertreibung, inmitten der Wüste und Berge eröffnet sich auf einmal ein grüner Platz mit noch mehr Blumen, noch mehr tropischen Bäumen (z.B. Bananensträucher und Palmen) und natürlichen Swimming-Pools.
 

 
In der Oase haben wir einen halben Tag ausgespannt und Kraft gesammelt für den finalen Aufstieg….am Montagmorgen um 4h ging es dann von 2300m auf 3500m hoch. Uff, das war schon eine Herausforderung, die Luft ist da ja doch dünner als in den Alpen…aber scheinbar habe ich schon eine ordentliche Höhenanpassung erreicht. In jedem Fall habe ich die 1200 Höhenmeter geschafft – langsam, Schritt für Schritt - musste kein Muli mieten und war dann oben richtig stolz auf mich!
Los gings im Morgengrauen


Geschafft!
 
Zur Belohnung haben wir tapferen Wanderer dann  die heißen Thermalquellen von Chivay besucht  und haben uns ein typisches peruanisches Buffet gegönnt: Hab zum ersten Mal Alpaca- und Lamafleisch gegessen – ricissimo!!
Auf dem Rückweg ging es dann noch über den Pass – mit 4800 Metern war das die höchste Stelle auf der ich jemals war!! – und durch das Nationalreservat Salinas Blancas wo man Lamas, Alpacas, Vincunas und Flamingos bestaunen kann.


Ganz schoen hoch....

Ja und dann war die Reise auch schon wieder vorbei – aber morgen geht’s weiter, dann versuche ich ein zweites Mal nach Bolivien zu kommen!